Das dritte Team. Maurice Müller und Tobias Säcker vertreten den TVE Röcke als Handballschiedsrichter

Sie sind das dritte Team auf dem Feld und gehen oft als Einzige über die vollen 60 Minuten. Ohne sie kein Spiel. Und da, wo sie sind, ist immer auch die Verantwortung. Maurice Müller, Lehrer für Erdkunde und Mathematik, und Tobias Säcker, Vertriebsmanager, sind beide 30 Jahre alt und Handball-Schiedsrichter. Seit der Saison 2024/25 treten sie für den TVE Röcke im Handballkreis Minden-Lübbecke als Schiedsrichter-Gespann an. Zusätzlich spielen sie weiterhin in der 1. Herren-Mannschaft des TVE. Sie kennen beide Seiten des Handballs und erzählen uns davon.

Wie seid ihr dazu gekommen, euch als Schiedsrichter ausbilden zu lassen?

Tobias: Für mich ist das meine persönliche „Exit-Strategie“ für die Zeit nach dem aktiven Handballspiel. Ich möchte dem Sport treu bleiben, auch wenn ich als Spieler irgendwann zu alt bin, um mit den jungen Wilden mithalten zu können. Dadurch kam mir der Gedanke, mich als Schiedsrichter ausbilden zu lassen. Ich habe dann Maurice gefragt, ob er mitmachen will.

Maurice: Tobias hat mich davon überzeugt einen Lehrgang zu machen, sodass wir ein Gespann bilden können. Selber wäre ich da nicht draufgekommen aber es macht eine Menge Spaß und war definitiv die richtige Entscheidung.

Was gehört alles zu euren Aufgaben, wenn ihr ein Spiel leitet?

Tobias: Zunächst müssen wir die Ansetzung über ein Onlineportal bestätigen. Wir fahren dann zusammen zur Halle. Dabei müssen wir schauen, dass wir genügend Vorbereitungszeit einplanen. Als Erstes gibt es eine technische Besprechung mit den beiden Mannschaftsverantwortlichen, dem Kampfgericht und eventuellen Hallensprechern. Wir begutachten das Spielfeld und die Gegebenheiten vor Ort. Das ist sehr wichtig, da wir auch für die Gesundheit aller Beteiligten verantwortlich sind. Anschließend ziehen wir uns um und stimmen eine Trikotfarbe ab, die sich von den Jerseys der beiden Mannschaften unterscheidet.

Maurice: Als Schiedsrichter haben wir das Recht, in Schwarz aufzulaufen. Wir haben aber mehrere Farben parat, sodass die Mannschaften in ihren Trikots spielen können. Dann gehen wir das Spielfeld noch einmal detailliert ab und machen uns für das Spiel warm. Kurz vor Spielbeginn besprechen wir unsere Aufteilung auf dem Feld, tauschen uns über Besonderheiten aus, die uns bereits beim Warmmachen der Mannschaften aufgefallen sind. Wir geben letzte Hinweise an das Kampfgericht und dann das Spiel frei.

Schiedsrichter werden immer wieder während oder nach einem Spiel angegangen. Habt ihr diese Erfahrung auch bereits machen müssen?

Maurice: Bislang sind wir davon Gott sei Dank verschont geblieben, wir haben solche Situationen aber schon mitbekommen. Es kommen immer wieder Fragen von Spielern oder Trainern auf, warum wir eine bestimmte Spielsituation auf diese oder jene Weise ausgelegt haben. Das beantworten wir dann, und meistens ist auch das Verständnis da. Einige Trainer oder Spieler kennen die Regeln aber auch nicht so gut wie wir Schiedsrichter.

Tobias: Wichtig ist immer eine gute und ausreichende Kommunikation mit allen Beteiligten. Das schafft Verständnis und Transparenz. Im Handball genießen Schiedsrichter noch mehr Respekt als in anderen Sportarten. Das wollen wir auch zurückgeben.

Zuschauer, Fans, Spieler und oft auch Trainer kritisieren gerne Schiedsrichter. Was macht ihr, wenn ihr selbst eine Fehlentscheidung trefft?

Maurice: Wir müssen eine Situation, die innerhalb von Sekundenbruchteilen passiert, beurteilen und eine Entscheidung treffen. Trainer und Zuschauer haben ihre eigene Sichtweise auf die Situation und sind nicht neutral. Natürlich können wir auch mal falsch liegen. Dann entschuldigen wir uns kurz und das Spiel geht weiter. Man muss dann aber weiter zu seinen Entscheidungen stehen und darf sich nicht verunsichern lassen.

Tobias: Grundsätzlich haben wir den Anspruch, immer unsere beste Leistung zu zeigen, fit zu sein und das Spiel fair zu leiten. Wir dürfen uns nicht von den Zuschauern oder Mannschaften beeinflussen lassen. Bei vollen Hallen ist das nicht immer leicht. Aber das muss man ausblenden. Am Ende sind wir auch nur Menschen und machen Fehler. Wir haben eine gute Ausbildung bekommen und bilden uns weiter. Damit versuchen wir, Fehler zu minimieren.

Ihr gehört im Handballkreis Minden-Lübbecke zu den Fördergespannen. Was heißt das genau?

Tobias: Wir sind bei einem Spiel von einem erfahrenen Schiedsrichter begleitet worden und haben ein Coaching erhalten. Danach haben wir eine sehr positive Bewertung bekommen und uns wurde gesagt, dass wir das Potenzial haben, auch in höheren Klassen zu pfeifen. Darauf sind wir in die Fördergruppe für Schiedsrichter-Gespanne des Handballkreises aufgenommen worden.

Maurice: Wir erhalten jetzt mit ausgewählten anderen engagierten Schiedsrichtern spezielle Schulungen, um uns zu verbessern. Wir haben an uns selbst den Anspruch, in höheren Klassen zu pfeifen. Wo die Reise am Ende hingeht, wird sich zeigen.

Was sind denn Eure Ziele als Schiedsrichter?

Maurice: Grundsätzlich möchte ich ein guter Schiedsrichter sein und das in jedem Handballspiel, das ich mit Tobias leite. Wie hoch wir am Ende pfeifen, ist zweitrangig. Ich möchte vor allem daran mitwirken, dass alle Beteiligten schönen, attraktiven und fairen Handball spielen können.

Tobias: Ziele habe ich schon. Ähnlich wie Maurice habe ich erst einmal Ansprüche an mich selbst und dann auch an den Partner. Wir versuchen einfach immer, unser Bestes zu geben, damit alle Freude an unserem tollen Sport haben können. Das Pfeifen in den höheren Klassen ist dann eine Belohnung für die gute Leistung, die man über einen langen Zeitraum erbringt.

Schiedsrichter sind auch im Handball Mangelware. Was sagt Ihr dem Nachwuchs, der sich für Euren Job interessiert?

Tobias: Als Spieler war ich mitunter schon enttäuscht, wenn ein Schiedsrichter nicht so gepfiffen hat, wie ich es aus meiner Sicht erwartet hätte. Das war für mich Ansporn, es selber zu probieren, damit am Ende ein gutes Spiel herauskommt. Schiedsrichter sind ein rares Gut. Wir freuen uns, wenn wir jemanden ermutigen können, auch zu pfeifen. Es ist wirklich eine tolle Aufgabe.

Maurice: Wir freuen uns über jeden, der uns anspricht und Fragen stellt, zum Beispiel nach dem Spiel. Wir leiten auch Spiele bei uns in Bückeburg, meist für die D-Jugend. Da kann man gerne auch Zuhause mit uns ins Gespräch kommen. Auch wenn ihr noch in der Jugend spielt: Habt keine Scheu. Wir beißen nicht. Wir pfeifen nur.

Abgleich in der Auszeit

Tobias Säcker (li.) und Maurice Müller sind das Schiedsrichter-Gespann des TVE Röcke

Tobias als Torschiedsrichter

Schiedsrichter Maurice gibt Zeichen

Im Kreis oder nicht? Tobias guckt genau hin